Die Königsanwärter hatten sich beim gestrigen Schießen wirklich alle Mühe gegeben, dem Vogel den Garaus zu machen. Der war erneut von Schreiner Felix Niehaus und Maler Reiner Haffke zu einem Schmuckstück gefertigt, und zuvor mit dem Titel „Turmfalke des Grafen von Moellenbiek“ getauft worden. Doch die insgesamt acht Schützen, die sich ernsthaft mit dem Gedanken trugen, sich als König 2010 in die Geschichtsbücher eintragen zu lassen, machten mit dem 1,50 Meter Spannweite großen und zwölf Kilogramm schweren Müllenbacher Adler kurzen Prozess.

[Jund und Alt hatten am Müllenbacher Schützenfest sichtlich großen Spaß.]
Das arme Federvieh war ziemlich zerfleddert, ehe Stefan Viebahn zum 111. Schuss ans Gewehr trat. Nur noch ein letzter Rest des Flügels klebte an der Schraube, und eben den schoss der 46-Jährige ab. Müllenbach hat damit einen neuen König, der gemeinsam mit seiner Frau Andrea den mitgliederstärksten Schützenverein im Oberbergischen führt. Viebahn ist von Beruf Agraringenieur und gehört der Redaktion der liebevoll gestalteten, jährlich neu erscheinenden Festschrift des Vereins an. Dabei ist er immer für die Berichte über die jeweiligen Majestäten zuständig. Das sollte ihm in diesem Jahr besonders leicht fallen.
Viebahn sitzt für die FDP im Gemeinderat, womit Marienheide ein Novum für sich beanspruchen kann. Schließlich sicherte sich Ratskollege Timo Fuchs (WfM) vor einigen Wochen die Königswürde in Gimborn, so dass zwei Majestäten im Rat Sitz und Stimme haben, was keine andere oberbergische Kommune vorweisen kann. Und noch etwas Besonderes zeichnet den neuen Müllenbacher König aus. Großvater Richard Schorre war vor genau 85 Jahren selbst Majestät in Müllenbach, und Viebahn präsentierte bei seiner eigenen Krönung stolz einen Teil der originalen Vogelhalterung aus dem Jahr 1925.
Dass die Müllenbacher Schützen gut zu feiern verstehen, zeigte sich an den vergangenen Tagen. Bereits am Samstag ehrte der da noch amtierende König Jan Bierekoven nach einem Gottesdienst beim Kommers zahlreiche verdiente Schützen. Volker Klucke, Paul Wernscheid und Norbert Patuschka freuten sich über den Orden des Grafen von Moellenbiek. Günter Schoppmann, der lange Jahre als „Böllermeister“ fungierte, erhielt den Ehrenbrief des Schützenvereins. Der Musikverein Hünsborn und der Müllenbacher Männergesangsverein untermalten den Abend. Am Sonntag nach dem Vogelschießen wurden die neuen Majestäten gekrönt, ehe die Band „Starlight“ zum Tanz aufspielte. Auch heute wird in Müllenbach noch weitergefeiert. Der Kinderkönig wird gekürt, und zum Festfinale geht es um 19:30 Uhr durch den ganzen Ort, ehe die Schützen zur Musik von „Lifestyle“ zum Königsball in die Schützenhalle bitten.


